Auf den Spuren der römischen Legionen in Bivio GR

Die Ausstellung «Römer.Zeit.Reisen» erzählt die 2000 Jahre alte Geschichte der römischen Legionen in Graubünden.

Im Herzen Graubündens kämpften vor 2000 Jahren römische Legionen gegen Einheimische. Die einzigen Zeugen sind die Waffen und die Ausrüstung. Eine am Freitag eröffnete Ausstellung in Bivio (GR) erzählt deren Geschichte, die mit derjenigen der Region verwoben ist.
Die Ausstellung im Dorf am Fusse des Julierpasses bleibt nicht unbemerkt: Sie ist in einem knallroten Container untergebracht. Demselben, der auch bei den 500-Jahr-Feierlichkeiten des Staates der Drei Bünde im letzten Jahr verwendet wurde. Darin wird die Geschichte des römischen Vormarsches erzählt, der vor 2000 Jahren genau in dieser Gegend stattfand: «Die archäologischen Spuren der Soldaten reichen entlang 60 Kilometern», sagt Kantonsarchäologe Thomas Reitmaier.
Die Entdeckung des Schlachtfelds bei Crap Ses in der Gemeinde Surses erfolgte 2003. Bis jetzt wurden rund 700 Schleuderbleie gefunden, welche von den Legionären mit einer aus geflochtenen Schnüren und Leder hergestellten Schleuder auf ihre Gegner geschossen wurden.
Funde lösen Projekt Cumbat aus
Identische Geschosse wurden zwischen 2007 und 2008 auch auf dem Septimerpass gefunden. Experten vermuteten, dass das gesamte Val Surses von Bivio bis Tiefencastel von römischen Auseinandersetzungen betroffen war. Die Funde waren der Auslöser für das Projekt «Cumbat», was Kampf auf Rätoromanisch bedeutet.
Neben einer interdisziplinären Auswertung hat die Forschungsarbeit auch das Ziel, die gewonnenen Informationen und Funde zu verbreiten. In diesem Fall in Form einer Ausstellung mit dem Titel «Römer.Zeit.Reisen».
Aus Sicherheitsgründen handelt es sich bei den im Container ausgestellten Objekten jedoch nicht um die Originale. «Wir haben Repliken aus Kunstharz angefertigt und sie eingefärbt», so Reitmaier.
Verbindung von Geschichte und Tourismus
Die viersprachige Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt des Archäologischen Dienstes Graubünden und des Vereins Parc Ela: «Die Römer mit ihrer an Grössenwahn grenzenden Kühnheit haben unsere Region geprägt und neue Wege erschlossen», wird Linda Netzer zitiert.
Die beiden Institutionen versuchten, mit diesem Projekt Geschichte und Tourismus zu verbinden, indem sie Transitwege wie den Septimerpass thematisierten und Gäste sowie Einheimische dazu anregten, diese neu zu entdecken.
Der rote Container bleibt noch bis zum 19. Oktober in Bivio: Eine Entscheidung darüber wird im August fallen. Wenn alle Funde wissenschaftlich ausgewertet sind und das Projekt «Cumbat» abgeschlossen ist, will man eine Ausstellung mit den Originalfunden organisieren.
Die Zukunft der Ausstellung
«Wir überlegen uns, ob wir die Ausstellung nicht zu einer Wanderausstellung machen und nach Chur, aber zum Beispiel auch ins Bergell ziehen», so Reitmaier weiter. Laut dem Kantonsarchäologen wird es voraussichtlich noch fünf Jahre dauern.