Brienz GR umsiedeln? Jetzt gibt es Streit ums Geld

Mia Fasser
Mia Fasser

Thusis,

Seit November 2024 ist Brienz GR wegen der Gefahr eines Bergrutsches evakuiert. Nun ist die Umsiedlung ein Thema. Die Finanzierungsfrage bereitet aber Probleme.

Brienz GR
Bewohner Aldo Liesch hat mit der Umsiedlung von Brienz GR zu kämpfen. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Umsiedlung des Bergdorfs Brienz GR wird immer mehr thematisiert.
  • Das Dorf ist momentan wegen der Gefahr eines Bergrutsches evakuiert.
  • Im Falle einer Umsiedlung müssen die alten Häuser in Brienz abgerissen werden.
  • Die Finanzierungshilfe sorgt bei manchen Bürgern für Probleme: Es sei «zu wenig».

Seit November letzten Jahres ist Brienz GR wegen der Gefahr eines Bergrutschs evakuiert. Seither ist die idyllische Gemeinde ein regelrechtes Geisterdorf.

Den Bewohnenden ist es inzwischen erlaubt, tagsüber in das Dorf zurückzukehren. Aussenstehende hingegen dürfen die Schranke vor Brienz nicht übertreten. Bei Nichtbefolgen droht eine Strafe von bis zu 5000 Franken.

Doch können die Brienzerinnen und Brienzer jemals ganz in ihre Heimat zurückkehren oder müssen sie umgesiedelt werden?

Umsiedlung kommt offiziell infrage

Der Gemeindepräsident von Albula, Daniel Albertin, stellte die Zukunft des Dorfes Anfangs Mai erstmals öffentlich infrage. Man müsse sich Gedanken machen, ob es richtig sei, «das Dorf Brienz um jeden Preis zu erhalten».

Klar ist: Im Fall einer Umsiedlung müssen die bestehenden Häuser in Brienz zuerst abgerissen werden. Erst dann würden die Einwohnenden Unterstützungsgelder vom Bund und Kanton Graubünden erhalten. Anschliessend würden sie komplett in die knapp zehn Minuten entfernte Gemeinde Albula/Alvra umgesiedelt werden.

«Geisterhaus» in Geisterdorf

Auch Aldo Liesch beschäftigt sich mit der Frage: «Bleiben oder abbrechen?» Fast sein ganzes Leben hat er in dem Dorf im Graubünden verbracht. Für die SRF-Rundschau dokumentiert er mit Kameras seinen Kurzbesuch in der Heimat – Medienteams dürfen Brienz nicht betreten.

«Es ist schön, so ein Zuhause zu haben. Wir haben unser Leben lang dafür gearbeitet.» Das Mehrfamilienhaus von Liesch wurde im Jahr 1983 erbaut und erst kürzlich renoviert.

Seither hat sich aber viel verändert: «Es ist ein Geisterhaus, es hat Energie verloren», sagt Liesch.

Auf die Frage, ob er bleiben will oder das Haus abbrechen lässt, antwortet er unter Tränen: «Man muss es abbrechen lassen, sonst hält man es nicht mehr aus.» Alles ginge viel zu lang, und sei vor allem ungerecht. «Das ist das Schlimme an der ganzen Sache.»

Finanzierungshilfe sei «zu wenig»

Ein grosses Thema ist die Finanzierung. Wie geht es mit den Häusern und Grundstücken der Brienzerinnen und Brienzer weiter?

Aldo Liesch, der inzwischen ein paar Kilometer von Brienz entfernt untergekommen ist, hat von der öffentlichen Hand ein Unterstützungsangebot erhalten: 90 Prozent des vom Kanton geschätzten Neuwerts für ein gleichwertiges Haus.

Fändest du es schlimm, wenn dein Dorf/Stadt umgesiedelt werden müsste?

Viel zu wenig, sagt Liesch. Laut seinen Berechnungen würde ein Neubau seines Hauses doppelt so viel kosten, wie er erhalten würde.

Hürde besonders gross für ältere Personen

Ein weiteres Problem sind die Bedingungen, die an eine Umsiedlung geknüpft sind. Es besteht eine vorgesehene Nutzungspflicht von 20 Jahren auf den neuen Häusern. Der 68-jährige Aldo Liesch sieht dies für Personen in einem höheren Alter als «eine Hürde, die praktisch niemand eingehen kann».

Gemeindepräsident Daniel Albertin sagt gegenüber SRF, dass man in einem solchen Fall «einzelne Lösungen suchen» müsste. Ausnahmen würden aber momentan nicht gewährt werden, davon gehe er aus.

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