Kunstprojekt in Unisex-WC von St. Galler Museum sorgt für Wirbel

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Stadt St. Gallen,

Im St. Galler Kunstmuseum müssen alle aufs gleiche WC – und man darf ins Lavabo pinkeln. Doch der erste Schein trügt – ein Kunstprojekt regt zum Nachdenken an.

Unisex-WC
Das Unisex-WC am Kunstmuseum St. Gallen sorgt für Kritik – zu Recht? - Screenshot X/@HenrietteLevy

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Unisex-WC im Kunstmuseum St. Gallen sorgt für Kritik.
  • Ein Schild vor der Toilette sorgt zudem für Stirnrunzeln.
  • Dahinter verbirgt sich allerdings ein Kunstprojekt.

«Ich will nicht Männern beim Pissen zusehen müssen. Und meine Enkeltochter schon gar nicht!»

Das WC im Kunstmuseum St. Gallen sorgt auf der Plattform X gerade für Gender-Empörung. Grund: Statt für Männer und Frauen getrennte Toiletten gibt es im Museum ein WC für alle Geschlechter – eine sogenannte Unisex-Toilette.

Die Idee bei solchen genderneutralen Toiletten: Auch Non-Binäre, die sich ausserhalb der klassischen Geschlechterrollen identifizieren, sollen diskriminierungsfrei «aufs Hüsli» können.

So kommt es, dass nun alle Besuchenden das gleiche WC benutzen können. Es gibt sowohl eine Kabine zum Absitzen wie auch ein Pissoir zum Stehen.

Zwischen dem Kabinen-WC und dem Pissoir gibt es zwar eine Extra-Tür. Doch wer mit dem Geschäft auf der Toilette fertig ist, muss auf dem Weg zum Ausgang unweigerlich am Pissoir vorbei.

Schild verwirrt: Darf man ins Lavabo pinkeln?

Auf X sorgt das für Kritik. «Ein Urinal hat nichts auf einem Damen-WC verloren», schreibt eine Userin etwa. Und auch Männer kritisieren das Unisex-Klo: «Wir wollen nicht, dass ihr uns beim Pinkeln beglotzt.»

Auf dem Schild vor der Toilette prangt ein Hinweis mit der Aufschrift: «Bitte benutzen Sie die Toilette, die Ihren Bedürfnissen entspricht.»

Bevorzugst du geschlechtergetrennte WCs oder Unisex-WCs?

Skurril: Neben einer Kabinen-Toilette und einem Pissoir ist auch ein Waschbecken abgebildet. Darf man also auch ins Lavabo pinkeln?

Auf Anfrage von Nau.ch klärt das Kunstmuseum St. Gallen auf. Bei der Beschilderung an der Türe handelt es sich um ein Kunstprojekt der Künstlerin Cheyenne Oswald.

Nadine Sakotic von der Museumskommunikation erklärt: «Sie hat sich im Rahmen der Ausstellung Martina Morger mit Geschlechterfragen auseinandergesetzt und für uns diese Hinweisschilder erstellt.»

Offenbar sollen sie zum Nachdenken anregen, was also erreicht wurde.

Kunstmuseum St. Gallen hat auch weiterhin geschlechtergetrennte WCs

Einen Zwang, die Unisex-Toiletten zu benutzen, gibt es aber nicht. Denn: «Im Kunstmuseum St. Gallen gibt es geschlechtergetrennte Toiletten und Unisex-Toiletten.»

Seit November 2021 können Besuchende wählen, was sie als stilles Örtchen bevorzugen. Das Museum setze sich für Diversität und Inklusion ein – alle sollen sich wohlfühlen.

Kunstmuseum St. Gallen
Am Kunstmuseum St. Gallen gibt es auch weiterhin geschlechtergetrennte Toiletten. Die Besuchenden können sich entscheiden. - keystone

Zur Kritik sagt Sakotic: «Wir haben Verständnis für das Anliegen, möchten jedoch darüber informieren, dass es auch geschlechtergetrennte Toiletten gibt.»

Wenn es Reaktionen zur Toiletten-Situation gibt, verweise das Museum die Besuchenden auf die geschlechtergetrennten Toiletten.

Genderneutrale Toiletten an Uni Bern sorgten für Kritik

Toiletten für alle Geschlechter sorgen immer wieder für hitzige Diskussionen. Im April 2024 machte Nau.ch publik, dass die Universität Bern die WC-Anlagen in der Münsterbibliothek zu Unisex-Toiletten umbaute.

Einige Frauen äusserten Kritik. So sagte etwa eine Studentin: «Es würde mich persönlich stören, wenn ich in der Toilette in den Spiegel schaue und dort plötzlich ein Mann auftaucht.»

Trotz vereinzelten kritischen Stimmen hielt die Uni nach dem Pilotversuch an den genderneutralen Toiletten fest.

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Video von April 2024: «Stört mich, wenn im Spiegel plötzlich ein Mann auftaucht.» Das sagen zwei Rechtsstudentinnen zu den genderneutralen Toiletten an der Universität Bern. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Man prüfe sogar, ob auch in anderen Uni-Gebäuden WC-Anlagen entsprechend umfunktioniert werden sollen. Allerdings mit Einschränkungen: «Wichtig ist hierbei, dass immer getrennte Anlagen in Reichweite sind», betonte die Hochschule.

Das Transgender Network Switzerland erklärte damals die Notwendigkeit von Unisex-Toiletten gegenüber Nau.ch so: «Genderneutrale Toiletten sind ein wichtiger Schritt zu mehr Inklusion und Gleichberechtigung für trans und nicht-binäre Personen.»

Sie seien notwendig, um allen einen «sicheren und respektvollen Raum zu bieten, in dem die Grundbedürfnisse erfüllt werden können».

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