St. Gallen verbannt Französisch in die Oberstufe

Der St. Galler Kantonsrat hat mit breiter Mehrheit eine gemeinsame Motion angenommen, die verlangt, Französisch erst ab der Oberstufe zu unterrichten.

Der St. Galler Kantonsrat hat am Mittwoch eine gemeinsame Motion aller vier Fraktionen gutgeheissen. Darin wird verlangt, dass Französisch erst ab der Oberstufe unterrichtet wird. St. Gallen ist Mitglied des Harmos-Konkordats. Der Entscheid fiel klar aus.
Die Einführung einer zweiten Landessprache in der Primarschule stelle für Schülerinnen und Schüler eine zusätzliche Belastung dar – ohne nachweisbare langfristige Vorteile, hiess es im Vorstoss, den FDP, Mitte-EVP, SP-Grüne-GLP und SVP gemeinsam einreichten.
In der Schule müssten die grundlegenden Kompetenzen gestärkt werden, wurde im Rat argumentiert. Geplant sei nicht eine Abschaffung, sondern eine Verschiebung des Französischunterrichts.
Es gab auch Gegenstimmen: Man solle die Romandie nicht brüskieren und müsse aufpassen, dass nicht etwas zerschlagen werde, das nicht zu kitten sei, sagte etwa Patrick Dürr (Mitte).
Als ein GLP-Kantonsrat sein Votum auf Französisch hielt, gab es einen Ordnungsantrag. Er sei dagegen, dass hier Französisch gesprochen werde, erklärte SVP-Kantonsrat Peter Kuster. Sein Antrag wurde mit 72 gegen 27 Stimmen und neun Enthaltungen abgelehnt.
Surber: Französischunterricht in der Volksschule ist «absolut elementar»
Bildungschefin Bettina Surber (SP) betonte im Rat, es sei für die Regierung «absolut elementar», dass in der Volksschule Französisch gelernt werde.
Mit einem Änderungsantrag wollten drei Kantonsratsmitglieder von SP, Grüne und GLP die Fremdsprache Englisch und nicht die Landessprache Französisch in die Oberstufe verschieben. Diese Alternative lehnte der Rat deutlich ab.
Die Motion wurde danach mit 88 gegen 24 Stimmen bei einer Enthaltung gutgeheissen. Die Regierung wird nun eine Gesetzesanpassung ausarbeiten. Falls die Umsetzung im Rahmen des Harmos-Konkordats nicht möglich ist, muss sie dort auf eine Änderung hinwirken.
Auch in anderen Kantonen ein Thema
Im März hatte der Ausserrhoder Kantonsrat die Verschiebung des Französischunterrichts in die Oberstufe beschlossen.
Am 1. September entschied der Zürcher Kantonsrat, Französisch in der Primarschule abzuschaffen.