Stadt Chur stellt Informationstafeln neben Nazi-Stein

Chur,
Die Stadt Chur hat vier Informationstafeln neben dem Nazi-Denkmal aufgestellt, um den historischen Kontext zu beleuchten.

Die Stadt Chur hat neben dem Nazi-Denkmal auf dem Friedhof Daleu vier Informationstafeln aufgestellt. Sie sollen das Grab in einen historischen Kontext stellen. Der Gedenkstein stammt aus dem Jahr 1938 und war Teil eines nationalsozialistischen Heldenkults.
Die Tafeln sollen nun die verschiedenen Aspekte des Gedenksteins beleuchten, schrieb die Stadt Chur am Dienstag in einer Mitteilung. Dabei geht es um die Entstehung, die politischen und historischen Hintergründe, die Inschriften und die Rolle des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge.
Diese Organisation kümmerte sich um gefallene deutsche Soldaten und stand der Hitler-Regierung sehr nahe. Unter dem 13 Tonnen schweren Monument auf dem Churer Daleu-Friedhof sind Soldaten begraben, die während des Ersten Weltkrieg in Graubünden starben.
Entdeckt hatte den Stein 2023 eine Journalistin des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF). Sie gab damals im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA an, «in einem kunsthistorischen Bericht von der Beteiligung eines Nazis am Auftrag fürs Denkmal gelesen zu haben». Daraufhin recherchierte sie und fand heraus, dass der Klotz Teil eines von Adolf Hitler geführten Totenkults ist.
Politische Debatte um Nazi-Denkmal
Kurz darauf stiess die Churer SP-Gemeinderätin Angela Carigiet Fitzgerald einen politischen Prozess an. Die Frage war, wie mit dem Stein umgegangen werden soll – belassen, beseitigen, als antinationalsozialistisches Mahnmal kennzeichnen oder ergänzende Infotafeln installieren. Letztlich entschied sich der Gemeinderat nach intensiver Debatte für Letzteres.
Der Stadtrat wurde daraufhin beauftragt, die Geschichte des Nazi-Steins umfassend aufarbeiten zu lassen, wie die Stadt weiter schrieb. In die Ausgestaltung der Infotafeln seien auch die Erkenntnisse des kantonalen Forschungsberichts zur Geschichte von Faschismus und Nationalsozialismus in Graubünden eingeflossen. Ziel sei es, die Geschichte sichtbar zu machen und eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu ermöglichen.