Stimmrechtsalter 16: Wir stimmen heute über morgen ab

Das Stimmrechtsalter 16 gehört in die Kantonsverfassung: eine Stellungnahme der Jungen Grünen, der Jungen SP und der Jungen Mitte AR.

Die Jugendlichen in Appenzell Ausserrhoden verdienen ein Mitspracherecht. Zu lange wurden sie von wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen. Es ist Zeit, sie endlich am politischen Prozess teilnehmen zu lassen und sie Verantwortung übernehmen zu lassen.
Anders sieht es die Junge SVP Säntis und die Jungfreisinnigen AR. Sie haben Angst vor der Jugend. So liest sich deren Medienmitteilung. Sie haben vergessen, wen sie eigentlich vertreten.
Vieles, worüber wir abstimmen, hat langjährige Folgen
Die rechten Jungparteien unseres Kantons argumentieren in ihrer Medienmitteilung, dass 16-jährige nicht über etwas entscheiden dürfen sollen, wovon sie dann die Konsequenzen gar nicht tragen müssten.
Aus der Sicht der Jungparteien von links bis Junge Mitte stimmt das nicht. Es ist gar umgekehrt: Vieles, worüber wir heute abstimmen, hat langjährige Folgen. Die Jungen müssen diese Entscheide oft am längsten mitverantworten und austragen.
Insbesondere junge Menschen direkt an politischen Entscheidungen beteiligen
Die demografische Entwicklung stellt unsere Demokratie vor neue Herausforderungen. Das Medianalter der Wählenden wird bald 60 Jahre überschreiten. Damit wächst die Verantwortung der älteren Generation, auch die Interessen der Jüngeren zu vertreten.
Umso wichtiger ist es, dass alle Altersgruppen direkt an politischen Entscheidungen beteiligt sind, insbesondere junge Menschen, die von heutigen Entscheidungen langfristig betroffen sein werden.
Zudem hat die junge Generation beispielsweise durch die Klimabewegung gezeigt, dass sie sich fundiert mit einem Thema beschäftigen können und Verantwortung für ihre Zukunft übernehmen wollen.
Die Schweiz lebt von handlungswilligen jungen Menschen
Ferner liegt es auf der Hand, dass mit einem Stimmrechtsalter 16 die Berufsschulen und Gymnasien noch konkreter einzelne Vorlagen mit ihren Lernenden behandeln können.
Wenn früher mitentschieden werden darf, muss auch früher mit der Auseinandersetzung angefangen werden. Nur wenn eine solche stattfindet und der Zugang zur Politik geschaffen wird, kann überhaupt das Interesse geweckt werden.
Mit 18 Jahren sind viele junge Menschen schon im letzten Lehrjahr und für politische Bildung hat es in der Schule somit nicht mehr viel Platz. Die politische Bildung würde mit dem Stimmrechtsalter 16 folglich gestärkt, was für unsere Demokratie von grosser Bedeutung wäre.
Unser Land lebt von interessierten, gebildeten und handlungswilligen jungen Menschen.
Experten: 16- und 17-Jährige können unabhängige politische Meinung bilden
Die JSVP und die Jungfreisinnigen stellen in ihrer Botschaft mehrfach in Frage, ob 16- und 17-Jährige reif genug sind, eigene politische Meinungen zu bilden. Diese Jungparteien scheinen ihren eigenen Mitgliedern eine eigene politische Meinung nicht zuzutrauen.
Die einschlägige Erkenntnis von Experten ist aber, dass 16- und 17-Jährige durchaus in der Lage sind, sich eine unabhängige politische Meinung zu bilden.
Argumentation auf sehr wackeliger Faktenbasis
Des Weiteren wird im Statement behauptet, dass die Stimmbeteiligung im Kanton Glarus nach der Einführung des Stimmrechtsalter 16 gesunken sei und zwischen sinkender Stimmbeteiligung und Stimmrechtsalter 16 ein Zusammenhang bestehe.
Als angeblicher Beweis dessen wird eine Untersuchung des Zentrums für Demokratie Aarau (ZDA) angeführt. Diese Untersuchung hat festgestellt, dass unter 18-Jährige in der Tendenz weniger interessiert an der Politik sind als ältere Menschen.
Die Untersuchung beruht auf einer Studie, an der gerade einmal 30 Personen unter 18 teilnahmen, was deren Aussagekraft wesentlich reduziert.
Die Argumentation, Menschen vom Stimmrecht auszuschliessen, nur weil möglicherweise nicht alle ihr Stimmrecht nutzen und dies kurzfristig zu einer sinkenden Stimmbeteiligung führen könnte, lässt jedem demokratisch denkenden Menschen die Haare zu Berge stehen und basiert auf einer sehr wackeligen Faktenbasis.
Stimmerechtsalter 16 gehört in die Kantonsverfassung
Aus diesen und weiteren Gründen reicht es nicht, das Stimmrechtsalter 16 in Form einer Motion weiterzuverfolgen.
Wie wir bereits gesehen haben, werden die rückwärtsgewandten Parteien alles tun, um diese Motion zu verzögern oder ganz zu verhindern.
Das Stimmrechtsalter 16 gehört in die Kantonsverfassung und wir hoffen, dass sich der Kantonsrat am 25. August entsprechend entscheidet.
Wir sind die Jungparteien, die sich für eine politische Teilhabe der Jungen einsetzt, diese fördern wollen und appellieren an das Vertrauen in die zukünftigen Generationen. Wir sehen jeden Tag, wie motiviert und fähig die jungen Menschen in unserem Kanton sind.
Das sieht man speziell bei der Volksdiskussion zu dieser Kantonsverfassung. Über zehn Prozent der Beiträge stammen von 16- und 17-jährigen. Es ist klar, dass die Jugend bereit ist, diese Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv an Entscheidungen für eine bessere Zukunft zu beteiligen.
Wir, die Jungen Grünen, die Junge SP und die Junge Mitte, machen uns stark für das Stimmrecht.