Spengler Cup – Gianola: «...dann brüllen mich Klubchefs zornig an»

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Prättigau,

Morgen beginnt in Davos der traditionelle Spengler Cup. Im Interview spricht Turnierdirektor Marc Gianola über verschiedene Themen rund um das Turnier.

Marc Gianola
Seit bald zehn Jahren ist Marc Gianola Turnierdirektor des Spengler Cup. (Archivbild) - keystone

Seit 2016 ist Marc Gianola Turnierdirektor des Spengler Cup. Er erklärt, weshalb die Organisatoren das Experiment mit einem amerikanischen College-Team wagen. Und weshalb ihn manchmal Klubvertreter mit pulsierenden Halsschlagadern anbrüllen.

Der Spengler Cup in Davos startet morgen und geht bis am 31. Dezember.

Slapshot: Marc Gianola, am 97. Spengler Cup spielt mit den «US Collegiate Selects» erstmals eine amerikanische Universitätsauswahl. Wie kommts?

Marc Gianola: Ganz grundsätzlich geht es uns darum, das Turnier weiterzuentwickeln. So wie das unsere Vorgänger in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Spengler Cup auch immer wieder getan haben.

Pokal
Diesen Pokal gibt es auch dieses Jahr wieder zu gewinnen. Der Spengler Cup 2025 findet vom 26. bis zum 31. Dezember statt. (Archivbild) - keystone

Wir haben uns seit mehreren Jahren mit dieser Idee auseinandergesetzt. Es ist kein Geheimnis, dass der amerikanische Markt für uns interessant ist und wir uns von der Teilnahme eine erhöhte Aufmerksamkeit versprechen.

Sportlich halte ich das Team für hochinteressant. Man sieht, dass es immer mehr Spieler übers College in die NHL schaffen.

Slapshot: Wäre es nicht einfacher, eine deutsche Mannschaft einzuladen?

Gianola: Deutschland ist für uns kein einfacher Markt. Die grossen Teams spielen in riesigen Hallen mit durchgetakteten Belegungsplänen, da spielt sehr vieles mit. Aber natürlich machen wir uns laufend Gedanken über die optimale Zusammensetzung.

Der Vertrag mit der finnischen Liga läuft dieses Jahr aus. Aus Tschechien erhalten wir laufend viele Bewerbungen. Mit Schweden stehen wir weiterhin in Kontakt.

Und mittelfristig wird man sich auch über KHL-Teams wieder Gedanken machen müssen. Nicht so lange der Krieg nicht beendet ist, das ist klar.

Slapshot: Sie sprechen die Bewerbungen an. Hat auch schon mal jemand versucht, sich einen Platz zu erkaufen, so wie man das beispielsweise aus der Formel 1 kennt?

Gianola: Bis jetzt nicht (lacht). Aber generell darf ich sagen, dass der Spengler Cup weiterhin sehr viel Anerkennung geniesst. Im Ausland sogar eher noch mehr als in der Schweiz.

Fribourg
Fribourg-Gottéron hat das Turnier im vergangenen Jahr gewonnen. (Archivbild) - keystone

Slapshot: Das zweite Schweizer Team bleibt fix?

Gianola: Bis auf Weiteres schon, ja. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht. Und es haben viele Organisationen von der grossen Bühne Spengler Cup profitieren können.

Ambrì-Piotta hat das viel gebracht mit dem Titel von 2022. Und bei Gottéron 2024 war es ebenfalls so.

Wir hatten am Spengler Cup jetzt drei Jahre in Folge einen Schweizer Champion. Das beweist, wie stark unser Hockey derzeit aufgestellt ist. In den letzten zwei Jahren haben Schweizer Klubs die Champions Hockey League gewonnen und das Nationalteam stand jeweils im WM-Final.

Die Entwicklung in den letzten 30 Jahren ist phänomenal. Ich kann mich daran erinnern, dass wir im Dezember 1995 gegen den damaligen Weltmeister Finnland 1:10 verloren. Und heute sind wir enttäuscht, wenn ein Schweizer Team in einem europäischen Wettbewerb 1:2 verliert. Das sind Welten.

Slapshot: Regelmässig wird darüber debattiert, ob die Meisterschaftspause der National League während des Spengler Cup nicht abgeschafft werden sollte.

Gianola: Der aktuelle Vertrag läuft bis 2027, bis dann ändert sich ohnehin nichts. Danach werden wir sehen, was geschieht. Ich sehe wenig Anlass für eine Veränderung. Die Klubs werden von uns bekanntlich für die Pause entschädigt.

Sollte das nicht mehr gewünscht sein, müssten wir uns eben anders arrangieren. Das aktuelle Modell funktioniert für uns sehr gut, die letzten zwei Austragungen waren praktisch ausverkauft. Die nachhaltige Lösung für den VIP Bereich mit dem «Loft 23» in Zusammenarbeit mit dem WEF war für uns ein Meilenstein, auf den wir stolz sind.

Man müsste sehen, ob es auch ohne Pause der NL ginge. Wobei ich schon finde, dass es auch noch andere Unterbrüche gibt, auf die man verzichten könnte, wenn die Terminnot denn wirklich so gross sein sollte.

Marc Gianola
Als Turnierdirektor hält Marc Gianola den Spengler Cup in seiner Hand. (Archivbild) - keystone

Slapshot: Auch der Vertrag mit dem Team Canada läuft 2027 aus. Für Hockey Canada scheint es mit jedem Jahr schwieriger zu werden, ein schlagkräftiges Team zusammenstellen zu können.

Gianola: Das Team Canada ist ein integraler Bestandteil des Spengler Cup. Es stimmt, dass die Kaderzusammenstellung teilweise anspruchsvoll ist. Aber ich gehe fest davon aus, dass der Vertrag verlängert wird. Das ist eine lange, vertrauensvolle Partnerschaft, von der beide Seiten profitieren.

Verfolgst du den Spengler Cup?

Slapshot: Sie übernahmen den Job des Turnierdirektors 2016 von Fredi Pargätzi. Ihrem Vorgänger mangelt es aus mehreren Jahrzehnten an der Spitze des Spengler Cup nicht an spektakulären Geschichten – etwa wie gewisse Teams auch schon mal mit Streiks drohten. Was für launige Episoden können Sie uns erzählen?

Gianola: Da kann ich nicht wirklich dienen, tut mir leid, aber durch die Professionalisierung des Hockeys erlebt man nun mal weniger Überraschungen.

Was allerdings immer mal wieder vorkommt: Dass ein Teamoffizieller mich mit pulsierender Halsschlagader zornig zusammenbrüllt, weil sich ein wichtiger Spieler verletzt hat. Wir wollen nicht, dass sich am Spengler Cup jemand verletzt. Aber ein Restrisiko bleibt im Eishockey halt immer bestehen.

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