Migros verschärft ihre eigenen Fleisch-Kontrollen

Im Kanton St. Gallen darf PFAS-belastetes Fleisch weiterhin verkauft werden. Die Migros intensiviert deshalb nun ihre eigenen Kontrollen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die St. Galler Behörden haben in 15 Betrieben überhöhte PFAS-Werte im Fleisch gemessen.
- Ein Verkaufsverbot gibt es jedoch nicht.
- Die Migros nimmt ihr Fleisch nun selbst verstärkt unter die Lupe.
PFAS-Chemikalien sind auch als sogenannte «Ewigkeitschemikalien» bekannt. Sie sind äusserst langlebig, kaum in der Umwelt abbaubar und werden in vielen Produkten und Prozessen verwendet.
Das Problem: Einige PFAS sind gesundheitsschädigend. Je nach Dosis können sie das Immunsystem schwächen, Krebs verursachen oder die Fruchtbarkeit mindern.
Im Kanton St. Gallen darf Fleisch mit erhöhten PFAS-Werten jedoch weiterhin verkauft werden. Obwohl bei 15 Betrieben überhöhte Werte im Fleisch gemessen wurden.

Trotzdem gelten noch keine Verkaufsverbote. Der Kanton habe stattdessen seine Praxis angepasst, sagt Mediensprecher Thomas Zuberbühler zum «Tagesanzeiger». Somit bestätigt er einen Bericht der «NZZ am Sonntag».
Ursprünglich hatte der Kanton in einer Medienmitteilung vom letzten August festgehalten: «Lebensmittel mit einer PFAS-Belastung über dem geltenden Höchstwert dürfen nicht mehr in den Verkauf kommen.»
Migros nimmt Fleisch selbst unter die Lupe
Offenbar sind den Worten bis heute keine Taten gefolgt. Die Migros nimmt das Vorgehen des Kantons St. Gallen «zur Kenntnis» – und ergreift nun selbst die Initiative.
Der orange Riese will jetzt die eigenen Kontrollen entsprechend verschärfen und die Risikoeinschätzung erhöhen.
Migros-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir hält gegenüber der Zeitung fest: «Wir setzen weiterhin alles daran, dass keine Waren mit zu hohen PFAS-Werten auch auf nationaler Ebene in den Umlauf gelangen. Auch wenn es leider nie eine 100-prozentige Sicherheit gibt.»
Der Kanton St. Gallen will derweil die Landwirte in den betroffenen Betrieben dazu animieren, die PFAS-Belastung der Tiere zu senken.
Der Mediensprecher des Kantons sagt dazu: «Sofern die Betriebe aktiv an der Reduktion mitarbeiten, können sie ihr Fleisch weiterhin in den Handel bringen.» Er hält fest, man wolle sowohl die Gesundheit der Bevölkerung schützen als auch die Existenz der Betriebe sichern.
«Dafür braucht es eine pragmatische, lösungsorientierte Vorgehensweise», so Zuberbühler.
Für Sara Stalder, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, steht fest: «Der Gesundheitsschutz geht vor.» Es brauche ein nationales Monitoring dieser Substanzen in der ganzen Schweiz.
Bund: St. Galler Vorgehen «nicht konform»
Dem Bund zufolge ist das Vorgehen des Kantons St. Gallen widerrechtlich. Es sei «nicht konform mit den Vorgaben des Lebensmittelrechts».
Darauf habe man die Ostschweizer mehrfach hingewiesen, erklärt Sarah Camenisch vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).
Der Bund fordert einen korrekten Vollzug. Der Kanton St. Gallen sei «verpflichtet, die Vorgaben des Bundesrechts umzusetzen».
Seit 2024 gelten in der Schweiz EU-Grenzwerte für PFAS-Stoffe; wenn diese überschritten werden, darf das betroffene Fleisch eigentlich nicht mehr verkauft werden.
Die Grünen wollen einen sofortigen Verkaufsstopp für PFAS-belastetes Fleisch. Tiere aus dem Risikogebiet sollen künftig auch bei ausserkantonalen Schlachtungen getestet werden. Das verlangen die St. Galler Grünen in ihrer Petition, für die sie derzeit Unterschriften sammeln.