Schaffhausen will Suizidkapsel Sarco nicht freigeben

Nicola Wittwer
Nicola Wittwer

Schaffhauserland,

Die Suizidkapsel Sarco stösst auch nach dem Einsatz in Schaffhausen im Herbst 2024 auf Interesse. Ein deutsches Museum will das Gerät sogar ausstellen.

Sarco im Wald
Die Todeskapsel Sarco im Schaffhauser Wald. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Zukunftsmuseum in Nürnberg will die Suizidkapsel Sarco ausstellen.
  • Die Staatsanwaltschaft Schaffhausen lehnt ab.
  • Nach dem Einsatz der Kapsel letztes Jahr wird sie konfisziert – es laufen Ermittlungen.

Im vergangenen September wird in einem Schaffhauser Waldstück die Suizid-Kapsel Sarco eingesetzt. Eine schwerkranke, sterbewillige 64-jährige Frau aus den USA nimmt sich darin das Leben.

In der Folge beschlagnahmen die Schaffhauser Polizei und Staatsanwaltschaft die Kapsel. Mehrere Personen kommen in Untersuchungshaft, darunter Florian Willet, Leiter der Sterbehilfe-Organisation The Last Resort.

Erst im Dezember – nach zehn Wochen – kommt der deutsche Staatsangehörige wieder frei.

U Haft Sarco
Erfinder der Suizid-Kapsel Sarco, Philipp Nitschke (r), zusammen mit Florian Willet. - keystone

Willet bezeugt im September den Tod der Amerikanerin. Zuerst entsteht wegen Würgespuren ein Tatverdacht auf vorsätzliche Tötung. Es verbleibt der Verdacht auf Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord, das Verfahren läuft noch immer.

Ebenfalls im Zentrum des Falls steht der australisch-niederländische Sterbehilfeaktivist und Sarco-Erfinder Philip Nitschke. Er verfolgt den Einsatz der Todeskapsel im September vom Ausland aus.

Deutsches Museum will Suizidkapsel

Die Suizidkapsel sorgt auch dort für Schlagzeilen – und stösst auf Interesse.

Die Kuratoren des Zukunftsmuseums in Nürnberg wollen die Kapsel nun in einer Ausstellung präsentieren. Dabei soll es sich um jenes Exemplar handeln, in dem die Amerikanerin im Herbst gestorben ist.

Das Zukunftsmuseum, das zum Deutschen Museum in München gehört, fragt laut «NZZ» deshalb bei der Schaffhauser Staatsanwaltschaft nach. Gemäss einem Mitarbeiter soll «das Thema ‹selbstbestimmtes Sterben› in einem sorgfältig kuratierten und ausgewogenen Kontext» ausgestellt werden.

Die Sarco-Kapsel ist für das Zukunftsmuseum in Nürnberg attraktiv – ein Schwerpunkt der Institution ist die Technikethik.

Sarco-Erfinder Nitschke ist Fan der Idee und habe bereits zugestimmt. Der Sterbehilfeaktivist suchte schon immer das Rampenlicht für sein Produkt.

Schaffhauser Staatsanwaltschaft sagt Nein

Zustandekommen wird die Ausstellung der Suizidkapsel aller Voraussicht nach aber nicht. Denn die Schaffhauser Staatsanwaltschaft will das Gerät laut dem Museums-Mitarbeiter nicht freigeben.

Gehört die Suizidkapsel Sarco verboten?

Derweil ist auch das Medizinmuseum im niederländischen Leiden an der Ausstellung eines Sarco-Exemplars interessiert. Doch auch hier gibt es Hürden: Eine zweite Sarco-Kapsel wurde nach Antrag der Schweizer Behörden in den Niederlanden beschlagnahmt.

Erfinder Nitschke erhofft sich, die Auslieferung an die Schweiz vor Gericht verhindern zu können. Demnach sei das Zukunftsmuseum in Nürnberg auch bereit, dieses und nicht das im September benutzte Modell auszustellen.

Bundesrat lehnt Sarco-Verbot ab

Die Suizidkapsel beschäftigt letztes Jahr sogar den Bundesrat. Die Landesregierung sieht aber vorerst keinen gesetzgeberischen Handlungsbedarf. Man wolle die Ergebnisse der kantonalen Untersuchungen abwarten.

«Ein explizites spezialgesetzliches Verbot dieser Sterbekapsel wird als nicht zielführend erachtet», so der Bundesrat. Dieses würde nur den Einsatz Kapsel in ihrer heutigen Form unterbinden.

Der Bundesrat verweist im November zudem auf das Gesetz. Laut diesem ist die Suizidkapsel schon jetzt nicht rechtskonform.

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