Schwarzfahrerin klaut Identität: Bündnerin kassiert Busse!

Eine Davoserin soll in Luzern schwarzgefahren sein – doch sie war nachweislich bei der Arbeit. Der Fall wirft Fragen zur Identitätskontrolle im ÖV auf.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Davoserin erhielt zu Unrecht eine Schwarzfahrerbusse aus Luzern.
- Eine Unbekannte nutzte offenbar ihre Identität beim ÖV.
- Der Fall wirft Fragen zu Datenschutz und Kontrollen im ÖV auf.
Der Brief der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) kam für die Bündnerin aus dem Nichts. Sie solle am 25. Juni 2025 ohne gültiges Ticket in Luzern unterwegs gewesen sein und einen Zuschlag von 100 Franken bezahlen.
Für die Davoserin steht fest: Das kann nicht stimmen. An jenem Tag arbeitete sie in Davos und nahm am Abend an einem Mitarbeiterevent teil. Jemand muss ihre Identität missbraucht haben.
Die Frau meldete sich umgehend bei den VBL. Dort hiess es zunächst, ein Fehler sei ausgeschlossen.
Die Identifikation erfolge über den Swisspass. Das Foto werde mit der kontrollierten Person abgeglichen. Nun lag es an der Betroffenen, ihre Unschuld zu beweisen.
Schwarzfahrerin hat Angaben der Davoserin
Mit Unterstützung ihres Arbeitgebers konnte sie belegen, dass sie sich zur fraglichen Zeit in Davos aufhielt. Die Busse wurde daraufhin storniert. Doch mit der Erleichterung kam laut einem Beitrag des Konsumentenmagazins «Kassensturz Espresso» der nächste Schock.
Auf dem Originalbeleg der Busse standen sämtliche persönlichen Daten der Davoserin: Name, Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum und E-Mail-Adresse.
Ob der Kontrolleur die Daten selbst erfasst hatte oder ob die Schwarzfahrerin diese kannte, liess sich nicht mehr rekonstruieren. Wie SRF festhält, besitzt die Schwarzfahrerin mit dieser Quittung jedoch sämtliche Angaben der Davoserin.
Für die Betroffene bleibt ein ungutes Gefühl. «Wenn diese Frau wieder etwas anstellt, kann sie sich problemlos als mich ausgeben», sagt sie.
Swisspass sieht keinen Handlungsbedarf
Der Fall wirft grundsätzliche Fragen auf. Weshalb reicht ein Abgleich mit einem Swisspass-Foto als Identitätsnachweis? Und warum erhält eine Person ohne Ausweis ein Dokument mit sensiblen persönlichen Angaben? Gerade mit KI und Online-Suchmaschinen lasse sich heute leicht eine ähnlich aussehende Person finden, kritisiert die Davoserin.
Die Verkehrsbetriebe Luzern sprechen von einem «absoluten Einzelfall» und entschuldigen sich. Ob tatsächlich Identitätsdiebstahl vorliege oder ein Fehler passiert sei, bleibt unklar.
Gemäss VBL und der Branchenorganisation Alliance Swisspass sei eine alleinige Identifikation über das Swisspass-Foto nicht üblich. Normalerweise würden Personalien überprüft, notfalls mit Unterstützung der Transportpolizei.

Handlungsbedarf sieht Alliance Swisspass dennoch keinen. Die Betroffene hingegen fordert modernere und strengere Kontrollen. Immerhin geben die VBL an, ihr Personal nach dem Vorfall sensibilisiert und geschult zu haben.





