Vorbestrafter soll Richter werden – trotz Afrika-Jagdreisen

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Frauenfeld,

Robert Hess soll Verwaltungsrichter im Thurgau werden. Er steht wegen zwei Vorstrafen und Jagdreisen nach Südafrika in der Kritik.

antilopen
Robert Hess, der Kandidat für das Thurgauer Verwaltungsgericht, steht wegen Jagdreisen nach Südafrika und Vorstrafen in der Kritik. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Robert Hess wurde trotz zwei Vorstrafen als Verwaltungsrichter im Thurgau nominiert
  • Auch wegen Jagdreisen nach Südafrika, die er organisiert, wird kritisiert.
  • Dort schiesst er auf dem Land seiner Familie in Absprach mit den Behörden Antilopen.

Kann eine Person mit Vorstrafen Richter werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Thurgauer Grosse Rat. Denn die SVP-Fraktion hat mit Robert Hess einen Juristen mit zwei Vorstrafen für das Amt des Verwaltungsrichters vorgeschlagen.

Fachlich dürfte der 41-Jährige geeignet sein: Er hat das Anwaltspatent und ist seit 2020 Chef des Thurgauer Veterinäramts. Gerichte kennt er auch von der anderen Seite: So hat er zwei Vorstrafen, was bereits seit Jahren bekannt ist.

Gegenüber dem «Tagblatt» sagt er, eine der Vorstrafen gehe auf «Fahren in angetrunkenem Zustand» zurück. Die zweite, versuchte Nötigung, hat eine längere Vorgeschichte.

Hess hat mütterlicherseits Verwandte, die in Südafrika eine Farm führen. Um sie finanziell zu unterstützen, organisiere er für Jäger aus seinem Bekanntenkreis seit einigen Jahren Jagdreisen, erzählt Hess. Die Abschüsse seien mit den zuständigen Behörden abgesprochen. «Die Jagd leistet einen wichtigen Beitrag zur Bestandsregulierung und verringert so die Gefahr von Tierseuchen.»

Er biete einen Pauschalpreis an, in dem eine fixe Anzahl Abschüsse von Warzenschweinen und Antilopen inbegriffen sei. Wer mehr schiesse, müsse draufzahlen – schriftliche Verträge gebe es aber nicht. «Jagschulden sind Ehrenschulden», begründet Hess.

Vor sechs Jahren sah das aber einer der Jäger anders. Der Jurist schickte ihm deswegen nach der Rückreise eine Rechnung über 650 Dollar. Weil diese nicht bezahlt wurde, trat er die Forderung an den kantonalen Jagdverband ab.

«Richter sind auch nur Menschen»

Dort amtete Hess als Kassier und schickte deswegen ein Mahnschreiben. Und eine Warnung, dass der Jäger bei Nicht-Bezahlen aus dem Verband ausgeschlossen werde. Die Vereinsstatuten sahen einen Ausschluss vor, wenn Mitglieder den finanziellen Verpflichtungen nicht nachkämen, so Hess.

Der Jäger aber sah es als versuchte Nötigung und erhielt vom Bezirksgericht Münchwilen Recht. Hess zog das Urteil an das Obergericht weiter. Dieses wandelte die unbedingte Geldstrafe in eine bedingte um, bestätigte aber den Schuldspruch.

Können Menschen mit Vorstrafen Richter werden?

Robert Hess hat seinen Fehler eingesehen. Für das Richteramt disqualifizieren ihn die Vorstrafen aber aus seiner Sicht nicht. «Richter sind auch nur Menschen, auch sie machen Fehler.» Er wolle nun den anderen Fraktionen aufzeigen, dass «ich ein kompetenter Richter bin – trotz vergangener Fehler».

Seiner Wahl zum Verwaltungsrichter steht nicht viel im Weg: Eine Gegenkandidatur gibt es nicht, die SP-Fraktion verzichtet darauf.

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