Belästigung in Kreuzlingen TG – Wirt: «Würde nachts nicht in Park»
Bodensee 05.09.2024 - 05:27
Nach mehreren sexuellen Übergriffen meiden Anwohner den Seeburgpark in Kreuzlingen TG vor allem abends. Denn die Angst überwiegt.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Seeburgpark in Kreuzlingen TG kam es zuletzt zu mehreren sexuellen Übergriffen.
- Mehrere Anwohner trauen sich abends nicht mehr, in den Park zu gehen.
- Sie zweifeln an der Wirksamkeit eines Sicherheitsdienstes.
Im Seeburgpark in Kreuzlingen TG kam es in letzter Zeit zu mehreren sexuellen Übergriffen in der Nacht.
Als Reaktion auf die Vorfälle hat der Kreuzlinger Stadtrat die Kontrolltätigkeit des Sicherheitsdienstes im Park erhöht. Dies sagte Stadtpräsident Thomas Niederberger zur «Thurgauer Zeitung».
Von einem Sicherheitsrisiko will Marc Hungerbühler, Abteilungsleiter Sicherheit bei der Stadt, nichts wissen. Die Vorfälle gehen an den Anwohnern allerdings nicht spurlos vorbei.
Restaurantbetreiber bemängelt Dunkelheit im Park
Fabrizio Ribezzi betreibt das Restaurant «Alti Badi», direkt neben dem Park.
Und sogar er ist vorsichtig geworden, wie er gegenüber Nau.ch sagt. «Ich würde nachts nicht mehr in den Park gehen.» Auch seine Tochter lasse er abends nach neun oder halb zehn Uhr nicht mehr auf den Spielplatz. «Das heisst jetzt nicht, dass das das Ghetto einer Grossstadt ist. Wir haben aber einfach viele Leute, die über den Zoll kommen, weil wir einen lässigen Park haben.»
Ribezzi glaubt: «Es ist nicht brutal gefährlich. Aber auch nicht so, dass man im Park ein romantisches Schäferstündchen mit der Freundin machen müsste.»
Der Restaurantbetreiber hat eine simple Erklärung, warum es gerade in diesem Park zu einer Häufung von Straftaten kommt. Der Seeburgpark sei ein grosser, dunkler Park, so Ribezzi. «Dort wo es dunkel ist, treiben sich halt auch die moralisch weniger angehauchten Menschen herum.»
Fabrizio Ribezzi glaubt, dass er Massnahmen gibt, die gegen die Übergriffe helfen würden. Er würde den Seeburgpark und den daran angrenzenden Hafenpark beleuchten. Allenfalls mit Bewegungsmeldern.
«Zur falschen Zeit am falschen Ort»
Denn Ribezzi glaubt auch nicht an die Wirksamkeit eines Sicherheitsdienstes. «Die machen zwar ihren Job – sind aber oft zur falschen Zeit am falschen Ort.» Kriminelle würden natürlich auch geschickt beobachten, wo sich das Sicherheitspersonal gerade aufhält und ihm aus dem Weg gehen.
«Die sind uns immer einen Schritt voraus», sagt der Wirt. «Man fühlt sich vielleicht etwas sicherer – viel bringen wird das aber wohl nicht.» Neben zusätzlichem Licht fände Fabrizo Ribezzi den Einsatz von Videokameras deutlich effektiver.
Anwohner trauen sich am Abend nicht mehr in den Park
Nau.ch hat bei weiteren Anwohnenden nachgefragt, ob sie abends überhaupt noch in den Park gehen. «Durch die Vorfälle getraue ich mich nicht mehr», sagt etwa Reingard.
Heidi pflichtet ihrer Kollegin bei: «Ich gehe liebend gerne tagsüber– am Abend aber eigentlich nicht mehr.»
Simona hält fest: «Nach den Vorfällen der letzten Zeit, ist es nicht mehr so sicher wie vorher. Vor ein paar Jahren konnte man nach draussen gehen, ohne sich Gedanken machen zu müssen. Im Moment ist dies nicht mehr so.»
Anders ist das Gefühl bei Lennart – er fühle sich definitiv noch sicher, meint er. «Wenn es wieder vermehrt einen Sicherheitsdienst gibt, fühlt man sich noch sicherer. So wirklich Angst habe ich aber nicht.»
Simona hingegen glaubt nicht, dass ein privater Sicherheitsdienst die Situation verbessert. Es habe zuvor auch schon Sicherheitspersonal gegeben – der Übergriff am Seenachtsfest sei trotzdem passiert.
«Seit Corona hat sich viel verändert», sagt sie. «Die Leute treffen sich am Abend vermehrt im Park zum Trinken. Man sieht das daran, wie die Grillplätze jeweils am nächsten Tag aussehen. Das war vorher nicht so.»
Mehrere Polizeieinsätze im Seeburgpark
Im letzten Monat musste die Polizei gleich zweimal zu einem Einsatz in den Seeburgpark in Kreuzlingen TG ausrücken. Mitte August versuchte ein laut der «Thurgauer Zeitung» «arabisch aussehender junger Mann» während dem Seenachtsfest, eine junge Frau zu vergewaltigen.
Der zweite Polizeieinsatz ereignete sich vergangene Woche. Grund dafür waren Auseinandersetzungen, Drohungen, Diebstahl und sexuelle Belästigung.
Bei allen drei Tatverdächtigen handelt es sich demnach um junge Männer mit marokkanischer, tunesischer und ägyptischer Staatsangehörigkeit. Sie sind im Alter zwischen 21 und 29 Jahren und wohnen im Bundesasylzentrum Kreuzlingen.
Täter sollen Bussen und Haftstrafen erhalten
Dem 21-jährigen Marokkaner wird «tätliche sexuelle Belästigung» vorgeworfen, wofür er eine Freiheitsstrafe von drei Monaten absitzen soll. Dies teilt die Thurgauer Staatsanwaltschaft der Zeitung mit.
Der drei Jahre ältere Tunesier muss sich wegen «mehrfachen, teilweise versuchten, Diebstahls und rechtswidriger Einreise» verantworten. Ihm drohen eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen und eine Busse in Höhe von 500 Franken.
Der Ägypter, der laut der Kantonspolizei Thurgau 29 Jahre alt ist, soll eine Busse von 200 Franken erhalten. Dies, weil er beim Kiffen erwischt wurde. Wie die Staatsanwaltschaft erklärt, sind die Strafbefehle noch nicht rechtskräftig.