Brauchli (Mitte): «So erkennst du Desinformation rechtzeitig»

Die direkte Demokratie lebt von informierter Abstimmung. Im Gastbeitrag gibt Raphael Brauchli (Mitte) Tipps zum «Abstimmen mit Kopf».

Das Wichtigste in Kürze
- Vor einer Abstimmung lässt sich prüfen, ob eine Information verlässlich ist.
- Im Gastbeitrag gibt Raphael Brauchli (Mitte) Tipps.
- Oft genügt schon: Absender prüfen, Datum checken, eine zweite Quelle suchen.
Vor jeder Abstimmung tauchen viele Behauptungen auf. Nicht alles stimmt. Mit ein paar einfachen Schritten kannst du schnell prüfen, ob eine Information verlässlich ist.
Frag dich zuerst: Wer sagt das? Seriöse Quellen nennen klar ihren Absender, haben ein Impressum und sind erkennbar – etwa Bund, Kantone oder Gemeinden, das Abstimmungsbüchlein, easyvote oder grosse Schweizer Medien.

Fehlt der Absender oder wirkt die Seite erst seit gestern online, ist Vorsicht angesagt. Suche danach zwei weitere, unabhängige Quellen zur gleichen Aussage.
Decken sich die Kernaussagen, ist das ein gutes Zeichen; steht eine Behauptung völlig alleine da, bleib skeptisch.
Schau auf Datum und Kontext
Schau als Nächstes auf Datum und Kontext. Alte Zahlen werden gern als neu verkauft. Achte darauf, dass sich die Angaben wirklich auf die Schweiz und genau diese Vorlage beziehen.
Bei Zitaten lohnt sich der Blick ins Original: Finde das vollständige Interview oder Dokument und lies ein paar Sätze davor und danach. So merkst du schnell, ob etwas aus dem Zusammenhang gerissen wurde.

Bei Bildern und Videos hilft eine Rückwärtssuche: Wurde das Material schon früher anderswo verwendet? Passt die Szenerie überhaupt zur Aussage? Achte auf Details wie Wetter, Nummernschilder oder Dialekt.
Achte auf die Sprache und das Profil
Auch die Sprache gibt Hinweise. Viele Ausrufezeichen, GROSSBUCHSTABEN und starke Emotionen wie «Skandal!» oder «Verrat!» sind oft ein Warnsignal. Seriöse Informationen erklären ruhig, zeigen Zahlen und nennen Quellen.
Prüfe ausserdem das Profil, das etwas verbreitet: Wirkt der Account echt, mit älteren Beiträgen und normaler Aktivität? Oder postet er in kurzer Zeit extrem viel zum selben Thema? Dann könnte er automatisiert sein oder gesteuert wirken.
Bei wenig Zeit genügen drei Schritte
Wenn du wenig Zeit hast, genügen oft drei Schritte: Absender prüfen, Datum checken, eine zweite Quelle suchen.

Bist du danach immer noch unsicher, teile die Information lieber nicht weiter. Stell stattdessen eine konkrete Frage an eine Redaktion, deine Gemeinde oder verweise direkt aufs Abstimmungsbüchlein.
Grundsätzlich gilt: Meinung ist erlaubt – kennzeichne sie aber als Meinung und trenne sie sauber von überprüfbaren Fakten mit Quellenangabe.
Direkte Demokratie lebt von informierter Abstimmung
Verlässliche Informationen findest du schnell bei offiziellen Stellen wie admin.ch, im Abstimmungsbüchlein sowie bei etablierten Medien und Erklärseiten wie easyvote.
Lege dir am besten zwei Lesezeichen-Ordner an – «Offiziell» und «Medien & Erklärungen». So hast du die wichtigsten Anlaufstellen immer griffbereit.
Unsere direkte Demokratie lebt davon, dass wir informiert abstimmen. Ein kurzer Check vor dem Teilen schützt dich – und hilft allen, den Überblick zu behalten.
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Zum Autor: Raphael Brauchli ist Vorstandsmitglied Die Mitte AR.