Grüne: «Vom St. Gallen im grünen Ring zum grünen St. Gallen»
Stadt St. Gallen 15.03.2024 - 03:22
Ist St. Gallen fit für eine akute Hitzeperiode? Dieser Frage widmet sich das Stadtparlament am 19. März. Für Cornelia Federer (Grüne) braucht es mehr Begrünung.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 19. März diskutiert das St. Galler Stadtparlament über einen Hitzeaktionsplan.
- Zwei SP-Parlamentarierinnen wollten vom Stadtrat wissen, ob ein solcher nötig wäre.
- Für Cornelia Federer (Grüne) bräuchte es insbesondere mehr Grünflächen in der Stadt.
Am 19. März bespricht das St. Galler Stadtparlament eine Interpellation, die die Frage in den Raum wirft, ob die Stadt ausreichend auf eine akute Hitzeperiode vorbereitet ist. Der Stadtrat beantwortet diese Frage mit verschiedenen Massnahmen und einem kantonalen Hitzeaktionsplan, der noch ausgearbeitet wird.
Corina Saxer (FDP) hat sich im Interview bereits zur Vorlage geäussert. Für Sie sind keine weiteren Massnahmen nötig. Cornelia Federer (Grüne) sieht das Ganze etwas anders.
«Stadt St. Gallen hat aufgrund ihrer topografischen Lage einen gewissen Vorteil»
Nau.ch: Ist St. Gallen Ihrer Meinung nach momentan ausreichend auf eine akute Hitzeperiode vorbereitet?
Cornelia Federer: Die Stadt St. Gallen hat aufgrund ihrer topografischen Lage einen gewissen Vorteil, da die Stadt als Hochtal tendenziell immer noch etwas durchlüftet wird. Man merkt das, wenn man an einem Sommertag aus Basel oder Zürich nach St. Gallen reist, dass die Temperaturen abends in der Gallusstadt fühlbar etwas tiefer sind.
Dennoch oder gerade deswegen muss auch die Stadt St. Gallen schauen, dass sie den Anschluss an Hitzevorsorgemassnahmen nicht verpasst. Die Stadt hat auf politischer Ebene durch den Fachbericht «Stadtklima St. Gallen» eine gewisse Sensibilisierung erreicht und weiss, dass sie Massnahmen einzuleiten hat wie mehr Begrünung von Häusern und Flächen, Entsiegelung und so weiter. Unserer Meinung nach ist sie teilweise auf akute Hitzeperioden vorbereitet.
Nau.ch: Wo sehen Sie noch Nachbesserungsbedarf?
Federer: Es müssen definitiv noch vermehrt Dachflächen, Fassaden, breite Strassen und ausladende Plätze begrünt werden. Die Stadtverwaltung hat auf Strassen und Plätzen dazu auch einen politischen Auftrag aus den beiden Stadtklimainitiativen, deren Gegenvorschläge das Stadtparlament im November 2021 angenommen hat.
Es tut sich manchmal ein Zielkonflikt auf und eine gewisse Rangelei, wer jetzt priorisiert werden soll: die Begrünung, der Ausbau der Velowege, der Bau von Busspuren oder der motorisierte Individualverkehr sowie der Anspruch auf Parkplätze. Hier braucht es ein Miteinander und da dem motorisierten Individualverkehr vor 50 Jahren vieles geopfert worden ist, hat die vermehrte Begrünung immer noch Nachholbedarf und muss gefördert werden, damit das Klima in St. Gallen enkeltauglich wird.
«Wichtig wären genügend öffentliche Wasserstellen»
Nau.ch: Gemäss Beantwortung des Stadtrats sieht der vorgesehene Hitzeaktionsplan konkret eine Sensibilisierung der Bevölkerung sowie eine Auflistung von kühlen Orten in der Stadt vor. Reicht das oder wären Massnahmen angebracht, die der Hitze aktiv entgegenwirken wie beispielsweise Nebelduschen?
Federer: Nebelduschen kennt man aus Halbmarathons oder Open Airs – sollen aber nicht das Ziel sein. Wir finden auch, dass es nicht damit getan ist, dass man einfach für speziell vulnerable Personengruppen Massnahmen trifft, sondern wir müssen mit verstärkter Begrünung eine Aufenthaltsqualität in St. Gallen auch an Hitzetagen oder während der sogenannten Tropennächte erreichen.
Ältere Menschen sind die von Hitzewellen am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe, es muss genügend Bänkli im Schatten geben. Wichtig wären auch genügend öffentliche Wasserstellen, wo man den Durst mit Trinkwasser löschen kann.
Nau.ch: Es ist erwiesen, dass Pflanzen nachhaltig für kühlere Temperaturen in Städten sorgen. Wäre eine grossflächige Begrünung von St. Gallen für Sie vorstellbar?
Federer: Ich persönlich habe meinen Sitzplatz mit Glyzinien beschattet. Diese sind sehr bienenfreundlich und ergeben einen wunderbar angenehmen Schatten. Neben dem privaten Engagement von vielen Einzelpersonen ist die Umsetzung der Strategie «Grünes Gallustal», die eine Vielfalt von Massnahmen zur Umwandlung von St. Gallen in eine attraktive Stadt mit massiv verstärkter Begrünung erarbeitet hat, sehr wichtig.
Die Grünen setzen sich seit rund 1,5 Jahren parteiübergreifend dafür ein. So wird aus St. Gallen im grünen Ring eventuell ein grünes St. Gallen.
Zur Person: Cornelia Federer (59) ist für die Grünen im Stadtparlament von St. Gallen. Sie leitet die medizinische Versorgung in der Stiftung Kronbühl und wohnt in St. Gallen.