Rheinfall wegen niedrigem Wasserstand kaum zu erkennen

Die aktuelle Trockenheit zeigt sich auch am Beispiel des Rheinfalls. Statt tosendes Wasser gibt es vor allem moosbedeckte Felsen zu sehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Bodensee und Zürichsee haben derzeit einen sehr niedrigen Wasserspiegel.
- Am Rheinfall ist die Situation nicht anders – vom tosenden Wasser ist nicht viel übrig.
- Für eine Entspannung der Lage bräuchte es grössere Mengen Niederschlag.
In der östlichen Schweiz ist es derzeit trocken. Unter anderem der Bodensee oder der Zürichsee weisen tiefe Wasserpegel auf. Doch nicht nur an den Seen macht sich der Wassermangel bemerkbar.
Auch am Rheinfall, wegen seines Wassers normalerweise eine beliebte Touristenattraktion, ist die Trockenheit offensichtlich.
Seit Wochen fehlen die Niederschläge, der Wasserstand am Rhein ist extrem niedrig und entsprechend karg zeigt sich das Gelände. Mit Moos bewachsene Felsen ragen nun in Neuhausen SH aus dem Wasser.
Wo sonst auf einer Länge von 150 Metern über ein Gefälle von 23 Metern Wasser in die Tiefe rauscht, fliesst nur noch gut die Hälfte der sonst im April üblichen Menge.
Rheinfall-Besucherin: «Das regt zum Nachdenken an»
Für Touristen ist der Ausflug zum eigentlichen Naturspektakel also eher ein Reinfall statt der Rheinfall.
Adrian Provinski, Leiter des Info-Shops, sagt gegenüber dem deutschen «Südkurier»: «Einige der Besucher haben sich den Rheinfall imposanter vorgestellt.» Allerdings kommen sie trotzdem – die Reise werde oft schon lange im Voraus geplant.
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«Das regt zum Nachdenken an», sagt eine Besucherin der Zeitung. Auch bei ihr zuhause in Frankfurt am Main sei ihr die Trockenheit aufgefallen. Ihr Mann sieht es ähnlich und fragt sich: «Wie entwickelt sich das wohl weiter?»
Allerdings sei der Anblick des Rheinfalls nach wie vor schön, stellen die beiden Feriengäste klar.
Ein Besucher aus dem nahe gelegenen Steckborn, der oft am Rheinfall ist, beschreibt den klar sichtbaren Unterschied: «Der Ausblickpunkt in der Mitte ist normalerweise von Wasser umgeben. Heute sieht man mehr Gestein drumherum.»
Rheinfall hätte viel Niederschlag nötig
«Wir bräuchten grossflächig anhaltenden Niederschlag, damit sich die Lage entspannt», sagt Michèle Oberhänsli, Hydrologin beim Bundesamt für Umwelt in der Schweiz. «Die Wettervorhersage deutet an: Es wird nicht besser. Es ist zwar Niederschlag in Sicht, aber das reicht bei Weitem nicht, um die Defizite wettzumachen.»
Der Abfluss an der Station Neuhausen nahe dem Rheinfall liege aktuell bei rund 170 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Im langfristigen Durchschnitt erreicht der Mittelwert für April den Angaben zufolge 316 Kubikmeter pro Sekunde.
Wegen des Schmelzwassers aus den Alpen steigt der Abfluss eigentlich im Frühjahr und Sommer. Am wenigsten fliesst im Januar und Februar.
Das Problem: den ganzen Winter gab es im Einzugsgebiet des Rheins in der Ostschweiz zu wenig Niederschläge. Entsprechend liegt weniger Schnee als sonst, der schmelzen kann.
Hinzukommt, dass die Gletscher, die für den Wasserhaushalt über die Sommermonate so wichtig sind, seit Jahrzehnten zurückgehen. Das werde den Abfluss ab dem Frühling künftig weiter beeinträchtigen.
Die 172 Kubikmeter sind laut dem Bundesamt extrem wenig, aber es war an einem Apriltag schon mal schlimmer. Der liegt mehr als 50 Jahre zurück: am 1. April 1972 flossen nur 136 Kubikmeter pro Sekunde, geht aus den Daten des Bundesamtes hervor, die für diese Messreihe bis 1959 zurückreichen.
Niedrigwasser auch bei den Rheinhäfen Basel
Auch bei den Rheinhäfen Basel gibt es Niedrigwasser. Aktuell fliessen rund 450 Kubikmeter pro Sekunde – normal ist im langjährigen Durchschnitt im April mehr als das doppelte.
«Das ist aussergewöhnlich im Frühling», sagt Jelena Roth, Sprecherin der Schweizerischen Rheinhäfen. An der Station Basel Rheinhalle gehen die Messdaten bis 1891 zurück. Der tiefste April-Stand wurde demzufolge am 3. April 1921 gemessen: 357 Kubikmeter.