Zersägte Sitzbänke erweitern Schaffhauser Stadtbild
Schaffhauserland 28.08.2024 - 13:29
In der Schaffhauser Altstadt zersägten Stadtratsmitglieder am Mittwochmorgen neue Sitzbänke als Teil eines Kunstprojekts der Brüder Frank und Patrik Riklin.
In der Schaffhauser Altstadt haben Mitglieder des Stadtrats am Mittwochmorgen frisch installierte öffentliche Sitzbänke zersägt. Hinter der vermeintlich sinnlosen Zerstörung steckt die jüngste Idee der St. Galler Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin.
Auf dem beschaulichen Walther-Bringolf-Platz in der Schaffhauser Altstadt heulten am Mittwochmorgen um 10 Uhr Kettensägen auf. Die nun halbierten gelben Sitzbänke sollen in den privaten Innenraum von Stadtbewohnern «ausgewildert» werden, wie die Stadt Schaffhausen am Mittwoch mitteilte.
Die Sitzbankteile sollen an ihren neuen Orten weiterhin öffentlich zugänglich sein und so den öffentlichen Raum erweitern und unübliche Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen. Das «Soziale Kunstprojekt» soll ein Jahr dauern.
Subversiver Akt gegen Stereotypen und Gewöhnlichkeit
«Was wie ein Schildbürgerstreich aussieht, ist ein vorsätzlich subversiver Akt der Verunüblichisierung. Dieser kratzt an Stereotypen und versucht, dem Gewöhnlichen ein konstruktives Schnippchen zu schlagen», werden die Riklin-Brüder in der Mitteilung zitiert.
In der Schaffhauser Politik sorgte die Aktion schon vor ihrem eigentlichen Bekanntwerden für rote Köpfe. Der Kredit in der Höhe von 90'000 Franken kam nur knapp durchs Stadtparlament, bei den Bürgerlichen stiess die Ausgabe für ein nicht näher bezeichnetes Kunstprojekt auf Widerstand.
Stadträtin Christine Thommen (SP) sieht in dem Projekt nun eine neue Dimension der Stadtentwicklung. «Diese endete vorher bei der Grenze zum Privaten – jetzt nicht mehr», wird sie zitiert.
Hälfte der Bänke bleibt auf dem Walther-Bringolf-Platz
Die Hälfte der halbierten Bänke wird auf dem Walther-Bringolf-Platz bleiben und mit Hinweisen zum neuen Standort der jeweils fehlenden Bankhälfte versehen werden. Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner sollen sich diese beispielsweise in ihre Stube stellen – und Besucherinnen und Besucher darauf Platz nehmen lassen.
Die 1973 in St. Gallen geborenen und aufgewachsenen Riklin-Brüder gründeten 1999 das künstlerische Unternehmen «Atelier für Sonderaufgaben». Sie verstehen sich als Akteure zwischen Kunst, Gesellschaft und Ökonomie. Grössere Aufmerksamkeit erlangten sie unter anderem mit dem Werk «Null Stern Hotel» (2008 und 2016).