Bodensee trocknet aus – Bootsfahrlehrer bangt um Existenz

Die Bilder von ausgetrockneten Häfen am Bodensee schockieren. Die Boot-Branche leidet darunter – doch nicht wegen des tiefen Wasserstandes.

Das Wichtigste in Kürze
- Der tiefe Wasserstand am Bodensee vermiest Bootsfahrlehrer Alfred Frei das Geschäft.
- Bei niedrigem Pegel könnte er problemlos Stunden anbieten – doch die Nachfrage ist tief.
- Denn Leute seien «entmutigt» wegen des vertrockneten Ufers.
«Ich komme nicht mehr über die Runden», sagt der Ostschweizer Bootsfahrlehrer Alfred Frei zum «Tagblatt». Der tiefe Wasserpegel des Bodensees macht dem 60-Jährigen, der auch Boote baut, zu schaffen.
Doch nicht etwa, weil seine Boote nicht mehr auf See stechen können. Es liege daran, wie die Menschen den tiefen Wasserpegel wahrnehmen, so der Gründer einer Boots-Fahrschule.
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Leute seien «entmutigt» wegen des vertrockneten Ufers. Sie kämen gar nicht auf die Idee, eine Fahrstunde beim ihm zu buchen.
Doch Frei stellt klar: Mit den üblichen Schulungsschiffen komme man noch ohne Probleme aus dem Hafen.
Immer mehr Meerschiffe auf dem Bodensee
Andere Boote hingegen haben Mühe: «In den letzten Jahren wurden die Schiffe immer länger und grösser», so Frei zur Zeitung.
Es gebe immer mehr Meerschiffe auf dem Bodensee. «Völliger Blödsinn», findet der Bootsbauer.

Denn solche Schiffe haben mehr Tiefgang – und ragen damit mehr ins Wasser. Bei Trockenheit sei daher das Einwässern teils nicht möglich.
Doch: «Das ist Jammern auf sehr hohem Niveau», meint Frei.
Branche kämpft ums Überleben
Eben solch protzige Schiffe haben dem Fahrlehrer bereits das Bootsbau-Geschäft vermiest. Frei sagt: «Meine Einzelstücke, für deren Bau ich Jahre brauchte, fanden keine Käufer, weil sie keine Markennamen trugen.» Das Einzige, was heute noch zähle, sei das Statussymbol.
Die «drei Tonnen schweren Schiffe» würden viel Erdöl verschlucken und am Ende zu Sondermüll führen.
«Einfach, dass die Menschen zweimal im Jahr auf ihr Schiff sitzen können.» Dieser Hunger nach Luxus trage zur Veränderung des Klimas bei.
Zwar sei der jetzige Wasserspiegel seiner Einschätzung nach nicht besorgniserregend, doch er ahnt Böses. Denn früher sei auf dem Bodensee der Westwind die Haupthimmelsrichtung gewesen. «Heute haben wir viel mehr Nordwind», sagt Frey.
Nicht nur der Bodensee ist betroffen.
Auch Freis Kollegen vom Thunersee im Berner Oberland würden sich Sorgen machen. «Wenn es so weitergeht, gibt es irgendwann keine Segelschulen mehr», sagt der langjährige Fahrlehrer zur Zeitung.